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Extreme Wetterverhältnisse in vergangenen Jahren führten in heimischen Wäldern zu massivem Borkenkäferbefall. Aber wie kann man eigentlich darauf reagieren und spielt der Klimawandel dabei eine Rolle?

Während des GreenCut-JUMP Workshops im Schwarzwald erhielten das Filmteam Informationen zum Borkenkäfermonitoring und einen kurzen Einblick in die Methode der Befallskontrolle seitens des Försters des Kreisamtes Freudenstadt, Armin Lohmeier.

Zunächst gibt es unterschiedliche Borkenkäferarten, die unterschiedliche Baumarten befallen. Die Fichte wird dabei von dem Buchdrucker (Ips typographus) und dem Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) befallen. Im Schwarzwald präsent ist, neben diesen typischen Fichtenborkenkäferarten aber auch der Krummzähnigen Tannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens), der wie der Name sagt, die Weißtanne befällt.

Schauen wir uns zunächst an, wie sich Borkenkäfer eigentlich entwickeln:

Wenn die Lufttemperatur auf sechzehn Grad klettert, beginnen die Käfer ihren Schwärmflug und legen in Fichten eine neue Generation an. Ihre Entwicklung dauert 7-12 Wochen. Nach dem Einbohren der männlichen Pionierkäfer beginnen diese, im Bast des Baumes einen Paarungsraum auszuheben, Zusammen mit dem Bohrmehl stoßen sie ein Aggregationspheromon (Lockstoff für Artgenossen) aus. Dieses lockt weitere Männchen und die Weibchen als Geschlechtspartner an. Jedes Männchen paart sich mit 2-3 Weibchen, die anschließend beginnen, das Brutsystem anzulegen. Dazu frisst jedes Weibchen einen Muttergang und legt ihre Eier in so genannte Einischen. Jeder Muttergang kann bis 30 cm lang werden und 20-80 Eier enthalten. Aus den Eiern schlüpfen nach rund 1-2 Wochen die jungen, beinlosen Larven. Sie beginnen sich quer zum Muttergang durch den Rindenbast zu fressen und hinterlassen dabei einen immer breiter werdenden Gang. Nach mehreren Häutungen und 3-6 Wochen Entwicklungsdauer verpuppen sich die ausgewachsenen Larven in einer sogenannten Puppenwiege zu Jungkäfern, welche sich schließlich weiter durch den Bast fressen. Schließlich bohren sich die erwachsenen Käfer aus und fliegen weg auf der Suche nach neuen Geschlechtspartnern. Aus einem einzigen Käferpaar können sich binnen eines Jahres so bis zu 100.000 Nachkommen entwickeln.

Borkenkäfer IDie Ausprägung des Klimawandels, also mildere Winter und wärmere Sommer in unseren Regionen, begünstigt dabei die Ausbreitung des Borkenkäfers, denn durch hohe Sommertemperaturen und milde Winter können sich viel mehr Käfergenerationen entwickeln. Außerdem sind viele Bäume durch anhaltende Dürreperioden gestresst und nicht mehr so widerstandsfähig gegen natürlichen Käferbefall.

Um die Ausbreitung der Borkenkäfer zu verringern und das Absterben der Bäume zu verhindern ist die Überwachung der aktuellen Gefährdungssituation, neben der Vorbeugung und der Bekämpfung eine zentrale Aufgabe der Landesforstanstalten. Beim Monitoring (also der Überwachung) werden jedoch nur anhand von Pheromonfallen Daten erhoben, die Aufschluss über die Häufigkeit und Verbreitung der Käferpopulation geben. Primäres Ziel ist es, aus den aktuellen Beobachtungen zur Schwärmaktivität  und zur Populationsdichte zeitnah geeignete Regulierungsmaßnahmen für die forstliche Praxis abzuleiten.

In den jeweiligen Revieren ist es dann Aufgabe der Förster, in ihrem Bestand Befallskontrollen durchzuführen und entsprechende Sanierungsmaßnahmen (z.B. Fällung und Abtransport der betroffenen Bäume) zu veranlassen. So wird verhindert, dass sich die Larven in den Bäumen weiterentwickeln oder neue Geschwistergenerationen entstehen können. Die schon befallenen Bäume können dabei meist nicht mehr gerettet werden. Um befallene Bäume ausfindig zu machen, setzen viele Förster auch auf freiwillige Helfer, die bei ihren zuvor festgelegten Begehungen befallene Bäume sichten und melden können.

Borkenkäfer IIBefallene Bäume erkennt man dabei an Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, an braunem Bohrmehl auf der Rinde und am Stammfuß, an hellen Flecken auf der Rinde und Abfallen größerer Rindenstücke sowie an der Rötung und dem Abfallen der Nadeln. Um welche Art von Borkenkäfer es sich dabei genau handelt, erkennt man wiederrum an dem Fraßbild auf der Rinde.

Nicht jeder braun gefärbte Baum ist dabei vom Borkenkäfer befallen und Borkenkäfer selber sind natürlich auch Bestandteil der biologischen Vielfalt und erfüllen ihre ganz eigene Funktion als Wegbereiter für neue Waldgenerationen. Auch haben Borkenkäfer in der Natur verschiedene natürliche Gegenspieler, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung ihrer Population spielen. Einige Fledermausarten und viele Vogelarten ernähren sich vom Borkenkäfer, insbesondere Spechte, Meisen und Kleiber. Obwohl natürliche Feinde wie z. B. Schlupfwespen und der Ameisenbuntkäfer ziemlich effizient gegen den Borkenkäfer sind, ist es jedoch wichtig zu beachten, dass sie in der Regel nicht in der Lage sind, eine vollständige Kontrolle über ihre Population auszuüben, insbesondere wenn es zu einer Massenvermehrung kommt. Durch, in früherer Zeit oftmals an falschen Standorten gepflanzte Fichtenmonokulturen und den Klimawandel, ist das Problem der ausufernden Borkenkäferpopulationen jedoch menschengemacht und erfordert wiederrum unser Handeln.

Probiere doch auf Deinem nächsten Waldpaziergang selber mal aus, ob du Borkenkäferbäume findest. Um welche Art es sich handelt lässt sich mit dieser Lektüre gut bestimmen:

Borkenkäfer an Nadelbäumen.pdf

 

Wer sich für die Monitoring-Daten interessiert, findet diese in der jeweiligen Schwärmperiode von April bis September, für ganz Südwestdeutschland unter:

FVA-Borkenkäfer-Monitoring Webseite

 

 

Quellen:

www.waldwissen.net

www.waldschutz.wsl.ch

www.info.bml.gv.at

www.naturgefahren.provinz.bz.i